Verwandlungen
Projektdaten:
- Titel: Verwandlungen
- Bündnispartner 1: Freie Ganztagsschule Milda, Dorfstraße 92, 07751 Milda
- Bündnispartner 2: Förderverein "Hand in Hand" der Freien Ganztagsschule Milda e.V., Dorfstraße 92, 07751 Milda
- Bündnispartner 3: Friedrich-Bödecker-Kreis für Thüringen e. V., Magdeburger Allee 4, 99086 Erfurt
- Autorenpate: Martin Knuth, 1984 in Görlitz geboren, studierte Philosophie und Germanistische Literaturwissenschaft in Jena und Krakau. Er war Preisträger des Jungen Literaturforums Hessen-Thüringen und des poet/bewegt-Wettbewerbs. 2019 gewann er das Stipendium Raniser Debüt, über das er 2020 den Kurzgeschichtenband »Zwischenhalt Erde« veröffentlichte. 2021 erhielt er ein Sonderstipendium der Thüringer Kulturstiftung, 2022 das Thüringer Literaturstipendium »Harald Gerlach«. 2022/23 Stipendiat der Bayerischen Akademie des Schreibens. Martin Knuth lebt in Jena.
- Zeitraum: 21.08.2023 - 09.02.2024
- Format: Modul 6 (Ganztagsmodul)
- Ort: Milda
- Bundesland: Thüringen
Downloads zur Autorenpatenschaft
Über nachfolgende Links können Sie das Buch mit den Projektergebnissen nach Fertigstellung als PDF runterladen. Zur Ansicht wird ein PDF Reader benötigt.
Download des Buchs (PDF)
Projektbeschreibung
Hast du dir schon mal gewünscht, jemand anderes zu sein? Wie es wäre, als Fuchs um die Häuser oder als Wolke über die Dächer ziehen? Oder wie ein Blitz einschlagen?
In dieser Schreibwerkstatt wirst du dich verwandeln - in Pflanzen Tiere, andere Menschen und Wesen. Zusammen mit dem Jenaer Schriftsteller Martin Knuth schreibst du eigene Geschichten, Gedichte, Szenen und vieles mehr zum Thema Verwandlungen. Ausgewählte Texte werden am Ende in einem kleinen Buch veröffentlicht.
Verwandlungen begegnen uns überall. In vielen guten Büchern und Filmen machen die Held:innen eine Entwicklung durch, die sie verändert und stärker macht. Schon Ovids "Metamorphosen" erzählen von Menschen und anderen Wesen, die sich in Pflanzen, Tiere oder Sternbilder verwandeln.
In der Natur ist alles Wandel: Aus Raupen werden Schmetterlinge, Wälder verbrennen zu Asche, wo gestern noch Wüste war, wachsen morgen Blumen.
Wir selbst verändern uns, wenn wir an einen neuen Ort kommen, älter werden oder uns anders kleiden.
In der Werkstatt erwarten dich witzige Schreibideen und spannende Begegnungen mit Natur und Kunst. Du musst noch nichts geschrieben haben, um mitzumachen. Durch gemeinsames Ausprobieren wachsen die Texte fast von allein.
Bilder zur Autorenpatenschaft
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Texte der Autorenpatenschaft
Traumfragment
Ich machte mich zum Schlafengehen fertig und legte mich ins Bett. Heute war ein sehr anstrengender Tag und ich war todmüde. Ich schlief ein und wachte ganz woanders wieder auf. Ich war in einer Art Höhle, komplett mit Wurzeln eingedeckt, und am Ende der Höhle, dort, wo die Wurzeln hinliefen, war ein großer, heller, leuchtender Baum. Ich saß auf den Wurzeln und stand langsam auf, um mich orientieren zu können. Ich lief vorsichtig auf den Baum zu. Plötzlich verstellte mir eine Gestalt den Weg. Mir war bewusst, dass ich in einem Traum festsaß, doch ich wusste nicht, wie er ausgehen würde.
Milena Zipfel, 15 Jahre
Er kommt
Die Nacht war kalt, wahrscheinlich die kälteste seit Hans’ Geburt. Nun war sein Sohn krank, und Gerald ritt schneller, um ihn sicher nach Hause zu bringen. Aber die Gegend kam ihm fremd vor. Er musste anhalten und absitzen. Er holte die Karte heraus. Da hörte er Hans schwächlich sagen:
„Papa, er kommt.“ Hans’ Stimme erschreckte ihn, sie klang, als würde sie gleich zerbrechen. Gerald schwang sich zu ihm aufs Pferd und sie ritten weiter. Das Kind fing an zu weinen, hörte aber nach einer Weile wieder auf. Vor ihnen kam der Hof in Sicht, und Gerald trieb das Pferd an. Dann waren sie da. Er trug Hans ins Wohnzimmer und fühlte seinen Puls.
Er spürte nichts. Der Hals war kalt, das Kind war tot. Gerald wachte auf und schaute angstvoll um sich. Hans lag neben ihm im Bett. Es war nur ein Traum, ein hässlicher Traum. Gerald stand auf. Er hörte Hans husten. Das war kein gutes Zeichen, aber immerhin lebte er. Gerald ging zum Ofen und setzte Tee auf. „Dieser Winter ist wieder hart“, dachte er bei sich. Seine Frau war schon in der Stadt, um für die Woche einzukaufen. Er musste Hans wecken. Er ging zum Bett und legte ihm die Hand auf die Stirn. Hans öffnete die Augen, stand auf, trank seinen Tee und wusch sich, danach machte er sich für die Schule fertig. Es war kein weiter Weg bis zur Schule in ihrem Dorf.
„Zieh dich warm an“, sagte der Vater.
„Ja“, krächzte Hans.
„Und streng dich nicht zu sehr an, okay?“
„Okay“, sagte Hans und ging.
Der Vater machte sich auch so langsam fertig, er musste in die Stadt, wahrscheinlich hatte man wieder eine „Hexe“ gefangen. „Diese Spinner“, dachte er, während er in die Stadt ritt. Er kam am Hinrichtungsplatz vorbei, und am Stadttor fragten ihn die Wachen: „Wer erwünscht Zutritt?“ „Richter Gerald.“
„Oh, der Richter, tretet ein.“ Das große Portal öffnete sich, und Gerald trat ein. Es war viel Treiben in der Stadt.
Anton Jochmann, 13 Jahre
Die Biene Heidelinde
Kennt ihr Heidelinde? Ne? Dann erzähle ich euch ihre Geschichte. Sie ist fünf Jahre alt, lebt in Scharpforta und ist schon seit drei Jahren unsterblich in Emanuel verliebt. Er ist eine Hummel. Emanuel ist die beliebteste Hummel im ganzen Land, Heidelinde ist nur eine kleine, schüchterne Biene.
Als es eines Tages in Strömen regnet, muss Heidelinde sich bei einer Blume unterstellen. Zufälligerweise ist dort auch Emanuel. Schüchtern geht sie auf ihn zu und sagt: „Ha… hallo. Musst du dich auch wegen dem Regen unterstellen?“
Verdutzt schaut Emanuel sie an. „Ja, natürlich. Was denkst du denn?!“ Sonderlich freundlich klingt das nicht. Heidelinde weiß nicht, was sie darauf antworten soll. Sie sagt nur: „Mhm, ok …“
„Bist du irgendwie komisch? Oder was schaust du so dumm?“, antwortet der Hummeljunge angepisst. Unschlüssig sieht Heidelinde ihn an. Wieso ist er so unfreundlich? In diesem Moment zerbricht ihre jahrelange Traumvorstellung von Emanuel. Sie bricht in Tränen aus und fliegt trotz des starken Regens fort. Natürlich macht es sie traurig, aber aus dieser Aktion hat sie gelernt:
„Lebe im Hier und Jetzt, nicht in deinen Träumen.“
Friederike Ditscheid, 13 Jahre
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