Projektdaten:
- Titel: Grusel, Spannung, Fremde Welten
- Bündnispartner 1: Heilpädagogisches Zentrum Wadgasse, Schulstraße , 66787 Wadgassen
- Bündnispartner 2: Buchhandlung „Drachenwinkel“ Dillinge, Beckinger Straße , 66763 Dillingen
- Bündnispartner 3: Friedrich-Bödecker-Kreis Saarland e.V, Karlstr. , 66111 Saarbrücken
- Autorenpate: Jens Schumacher - deutscher Autor, der in zahlreichen Genres publiziert, darunter Kinder- und Jugendliteratur, Kriminalliteratur und Fantasy
- Zeitraum: 01.01.2017 - 31.12.2017
- Ort: Köllerbach
- Bundesland: Saarland
Downloads und Presselinks zur Autorenpatenschaft Nr. 28
Über nachfolgende Links können Sie sich Pressemitteilungen anschauen und das Buch mit den Projektergebnissen nach Fertigstellung als PDF runterladen. Zur Ansicht wird ein PDF Reader benötigt.
Download des Buchs (PDF)
Projektbeschreibung
Der Verein Partnerschaftliche Erziehungshilfe ist Träger eines differenzierten Verbundsystems unterschiedlicher Erziehungs- und Jugendhilfeformen. In mehreren Wohn- und Tagesgruppen sowie zwei Pflegestellen an verschiedenen Standorten im Saarland bietet die Partnerschaftliche Erziehungshilfe rund 100 Minderjährigen und ihren Familien therapeutische Unterstützung und Hilfe bei der Erziehungsarbeit an.
In vielen Fällen entstammen die Kinder und Jugendlichen einem Umfeld, in dem die Auseinandersetzung mit Büchern und Literatur nicht bzw. nur bedingt möglich war oder aus den unterschiedlichsten Gründen nicht unterstützt wurde. Trotz der intensiven Betreuung durch das pädagogische Team der Partnerschaftlichen Erziehungshilfe bleibt häufig nicht genug Zeit für das gemeinsame Lesen und Schmökern.
Mit dem Projekt »Grusel, Spannung, fremde Welten« wird den Kindern und Jugendlichen ein Angebot gemacht, sich auf spielerische und unterhaltsame Weise mit Literatur und dem Verfassen eigener erzählender Texte zu beschäftigen. Das Projekt richtet sich an Kinder und Jugendliche aus allen Gruppen an allen Standorten und bietet dadurch eine zusätzliche Möglichkeit, das Gemeinschaftsgefühl innerhalb der Einrichtung zu festigen. Die Teilnahme ist freiwillig. Thema des Schreibprojekts sind Gruselgeschichten – Erzählungen, die uns die Haare zu Berge stehen lassen und uns dazu veranlassen, unsere Lampe die ganze Nacht über brennen zu lassen. Warum lesen wir so gerne Geschichten um verlassene Gemäuer, düstere Wälder oder unterirdische Grüfte, über Vampire, Werwölfe, Psychopaten und Untote? Häufig handelt es sich dabei um Stoffe, in denen der Leser sich in gewisser Weise wiedererkennt, überaus greifbare Ängste und Phantasien verarbeitet findet, die jedem Menschen eigen sind.
Die Schreibwerkstatt »Grusel, Spannung, fremde Welten« nutzt das Genre der (phantastischen) Gruselgeschichte als Aufhänger für die Auseinandersetzung mit Ängsten, der eigenen Fantasie und spannungserzeugenden Erzählformen. Sie vermittelt den Kindern und Jugendlichen Grundlagen des erzählenden (explizit: spannenden) Schreibens und gewährt Einblicke in die Trickkiste internationaler Autoren. Die Teilnehmer lernen mit einfachen Mitteln, sich vor dem Verfassen ihres Textes Zeit zu nehmen, um ihre Hauptfiguren zu konzipieren, eine Timeline der zu erzählenden Ereignisse anzulegen und ganz generell ihr Material vor der Verschriftung zu organisieren – der wichtigste Unterschied zwischen unangeleitetem Drauflosschreiben und professionellem, zielgerichtetem Arbeiten. Anhand von Filmbeispielen werden unterschiedliche Arten der Spannungsvermittlung untersucht und auf ihre Verwertbarkeit in einem geschriebenen Text geprüft. Am Ende des Projekts steht eine selbst verfasste, spannende Geschichte um unerhörte, nie zu vor gesehene Ereignisse.
Die 15 Werkstatttage finden im Rotationsverfahren in den Räumlichkeiten der verschiedenen Standorte der Partnerschaftlichen Erziehungshilfe e.V. im Saarland statt (s.o.), Teilnehmer der jeweils auswärtigen Tagesgruppe(n) werden von Mitarbeitern der Einrichtung gebracht und wieder abgeholt. Für die zusätzlichen Workshops, etwa eine Zeichenwerkstatt oder die Abschlussveranstaltung, bietet die Buchhandlung Drachenwinkel den idealen Rahmen.
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Texte der Autorenpatenschaft Nr. 28
»Es kann einfach jeder Sch**ß passieren!«
Warum Lesen cool ist und Fantasy-Geschichten noch cooler
Wenn man eine eigene Geschichte schreiben möchte, ist es nützlich, sich zunächst klar zu machen, weshalb man selbst gern liest bzw. was einem an den Büchern, die einen in der Vergangenheit begeistern konnten, am besten gefallen hat. Um dies herauszufinden, setzte sich die Schreibgruppe aus Köllerbach einen Nachmittag lang zusammen, stellte sich Fragen und diskutierte angeregt.
So unterschiedlich die Zusammensetzung der Gruppe, so verschieden sind auch die ersten Aussagen zu Literatur und Lesen generell. Einem guten Teil der Jugendlichen bedeutet Lesen »extrem viel « (Charline, 13), sie verschlingen sogar dickste Wälzer regelmäßig und mit Genuss. Ihnen gegenüber steht eine deutlich kleinere Gruppe, für die Lesen »nicht so wichtig« ist (Lisa, 13).
Melissa (15) schätzt beim Lesen generell »die Vielfalt«. Sie findet es toll, dass dasselbe Buch »an unterschiedlichen Stellen der Geschichte spannend, lustig, gruselig oder auch traurig« sein kann.
»Lesen ist für mich Entspannung«, berichtet Lara (15). »Lesen hilft mir, dem Alltag zu entfliehen.« Ein gutes Buch, das hat sie schon oft erlebt, kann einen »nachts endlos wach halten, einen ganz und gar in eine fremde Welt entführen und manchmal sogar zum Weinen bringen.«
Den emotionalen Aspekt des Lesens hebt auch Charline (13) hervor: »Lesen macht mir zunächst mal Spaß. Zugleich kann es auch tiefe Emotionen vermitteln, an denen man im realen Leben nicht teilhaben könnte.« Sie erinnert sich: »Früher, in einer Phase, als ich nur wenige Freunde hatte, habe ich ganz viel gelesen. Ich konnte mich dann in ferne Welten zurückziehen und eine andere Person sein. All meine realen Probleme waren vergessen.« Neben dem Umstand, dass »Geschichten Großes vollbringen und bewegen können« sieht Charline beim Lesen noch einen positiven Nebeneffekt: »Wer viel liest, kann dadurch sein Deutsch, seine Grammatik verbessern, was fürs spätere Leben eindeutig von Vorteil ist.«
Maurice (15) gibt dem Lesen in seiner persönlichen Beliebtheitsrangliste klar den Vorzug vor der Schule. »Beim Eintauchen in eine Geschichte kann man jemand anderes sein«, pflichtet er Charline bei. »Egal, mit wem man sich identifiziert, es ist okay.« Er schätzt die thematische Ungebundenheit von Literatur, die es ihm – anders als beim Fernsehen, wo er nehmen muss, was angeboten wird – ermöglicht, sich Geschichten ganz nach seinem persönlichen Geschmack auszusuchen. »Ich mag gern spannende Geschichten, am liebsten ganz düstere und mordlustige«, bekennt er.
Die Diskussion verlagert sich nun vom Lesen generell hin zu Art und Gattung der Geschichten, mit denen die Jugendlichen am liebsten ihre Zeit verbringen. Rasch kristallisiert sich heraus, dass Mädchen wie Jungs Erzählungen voller Magie und Zauberei, angesiedelt in fremden Welten und bevölkert von unvorstellbaren Kreaturen, »am coolsten« finden (Ricco, 12).
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Das scheint auf den ersten Blick nicht allzu verwunderlich, kennt doch heutzutage quasi jede(r) Jugendliche Fantasy-Filme wie Der Herr der Ringe, Harry Potter oder Der Hobbit aus Kino oder TV. Im weiteren Verlauf des Gesprächs stellt sich allerdings heraus, dass phantastische Geschichten auch im Medium Buch, also wenn es ums Selberlesen geht, in der Beliebtheit der Workshopteilnehmer weit oben stehen: Buchserien wie Percy Jackson, Warrior Cats, House of Night oder Twilight gehören für viele zur Standardlektüre, die man nur zu gern freiwillig in den Rucksack packt, um sie auf der Klassenfahrt oder in einer Freistunde zu zücken, oder mit der man am Abend unter die Bettdecke kriecht.
Befragt, was ihnen an phantastischen Geschichten und Büchern besonders gefällt, wissen die Jugendlichen sofort zahlreiche Punkte aufzuzählen.
Melissa schätzt Fantasy, weil die geschilderten Ereignisse meistens ungleich abenteuerlicher ausfallen als die Ereignisse in »normalen«, also realistischen Geschichten.
Melinda (14) hat ebenfalls ein Faible für phantastische Geschichten. Im Gegensatz zur Realität, die nur allzu bekannt und deswegen häufig langweilig sei, gebe es in einer Fantasy-Geschichte »interessante neue Dinge zu lernen – über fremde Kreaturen, exotische Orte oder all die interessanten Personen, die dort leben.«
Auch Alexander (14) gibt beim Lesen phantastischen Geschichten den Vorzug – weil sie »so ganz anders sind als die Wirklichkeit und dort alles möglich ist«. Das phantastische Element sorgt für ihn auch beim Schreiben eines eigenen Textes für den besonderen Kick: »Eine phantastische Geschichte darf alles: einen erschrecken, zum Nachdenken bringen, lustig sein … Es kann einfach jeder Sch**ß passieren!«
Ricco (12) schätzt an Fantasy, »dass dort Zauberei möglich ist«. Er liebt magische Wesen wie Drachen, Trolle oder Orks – sie »sorgen in den Geschichten für Action«. Lustiges, Dramatisches und Gruseliges könne in solchen Stories am besten Seite an Seite passieren, nichts sei unmöglich oder verboten.
Dieser inhaltliche Freiraum, darin sind sich die Jugendlichen einig, stellt den besonderen Reiz dieser Literaturgattung dar.
Bei einem so weit gesteckten Spektrum ist es kein Wunder, dass wenig später alle Teilnehmer für ihre eigene Geschichte leicht ein Thema finden, welches ihrem persönlichen Gusto entgegenkommt: Computerspiel-inspiriertes Heldenepos, actionlastiges Zeitreiseabenteuer oder klassische Gruselgeschichte voller Monster – alles ist möglich. Und dafür, dass beim Schreiben (anders als z.B. beim Schulaufsatz) der Spaß an keiner Stelle zu kurz kommt, sorgt nicht zuletzt der von Alexander so treffend auf den Punkt gebrachte Umstand: »Es kann einfach jeder Sch**ß passieren!«
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