Die Geschwister Scholl – Eine Annäherung

Da wir aufgrund erster Rückmeldungen der Koordinatorin mit einer recht hohen Teilnehmendenzahl rechnen können, haben wir uns entschieden, ein möglichst breites Angebot an Anregungen und Aufgabenstellungen bereitzustellen, um entsprechend auf die unterschiedlichen Interessen und Stärken der Schüler*innen eingehen zu können. Dabei wollen wir uns auf zwei Themenschwerpunkte konzentrieren:

1. Sophie und Hans – eine Begegnung
"Ich würd mal mit euch für mein Leben gern ein paar Stunden zusammensitzen."
(aus Konstantin Wecker "Die Weiße Rose")

Es geht darum, sich den Geschwistern Scholl sowohl biografisch als auch ganz persönlich und emotional zu nähern, deshalb sollen die beiden in den Texten, die wir in die Werkstattarbeit einbeziehen, überwiegend selbst zu Wort kommen (in Briefen, Tagebuchnotizen, Verhörprotokollen etc.). Dabei geht es vor allem darum, Sophie und Hans nicht nur als Ikonen des Widerstands in Erscheinung treten zu lassen, sondern als ganz "normale" Teenager mit alltäglichen Erfahrungen wie der ersten Liebe, Freundschaften oder Auseinandersetzungen mit den Eltern. Dazu gehört u.a. ihre anfängliche Mitgliedschaft in der Hitlerjugend, deren Aktionen und Wertvorstellungen sie zunächst begeistert haben. "Alle traten in die Hitlerjugend ein, da wollte ich auch dabei sein … da macht man tolle Sachen" (Sophie 1934)
In den persönliche Äußerungen der Geschwister aus ihrer Jugendzeit finden sich viele Aspekte, in denen die Teilnehmenden sich wiedererkennen können. So wird den Jugendlichen eine größere Nähe und ein tieferer Zugang über die historischen Eckdaten hinaus ermöglicht.

2. Sophie und Hans – ihre Bedeutung für die Herausforderungen von heute
"Ihr wärt heute genauso unbequem wie alle, die zwischen den Fahnen stehn."
(aus Konstantin Wecker "Die Weiße Rose")
"Was wir sagten und schrieben, denken ja so viele. Nur wagen sie nicht, es auszusprechen." (Sophie Scholl)

Die aktuellen Herausforderungen unserer Zeit (Pandemie, Klimakrise, Ukraine-Krieg, sowie der Krieg im nahen Osten) haben die bisher vielleicht als selbstverständlich geltenden Errungenschaften unserer seit 1949 bestehenden Demokratie ins Wanken gebracht und dazu geführt, dass populistische Tendenzen und Agitationen zunehmend um sich greifen und eine erschreckend breite gesellschaftliche Akzeptanz finden, selbst wenn sie unsere demokratischen Grundwerte infrage stellen. Die ausgrenzende Haltung gegenüber unerwünschten Gruppierungen, staatsfeindliche Aufmärsche, Angriffe auf Kommunalpolitiker*innen sowie eine Rhetorik, deren Anklänge unüberhörbar an die der beginnenden NS-Zeit erinnern, sind ein deutliches Zeichen dafür.
Seit kurzem jedoch demonstriert die bisher schweigende Mehrheit gegen eine solche Bedrohung von rechts, was hoffen lässt, dass die demokratischen Kräfte in unserer Gesellschaft wehrhaft genug sind, um eine weitere Ausbreitung rechtsradikaler Einflüsse zu verhindern.
Wir wollen uns beim zweiten Themenschwerpunkt vor allem mit der populistischen Rhetorik befassen und deren sprachlichen Merkmale aufdecken, um die Teilnehmenden für deren manipulative Wirkung zu sensibilisieren.