Projektdaten:

  • Titel: Von Bremerhaven in die Welt – Die Welt in Bremerhaven
  • Bündnispartner 1: Initiative Deichpoeten, Steinkämpe 19, 27580 Bremerhaven
  • Bündnispartner 2: Deutsches Auswandererhaus, Columbusstraße 65, 27568 Bremerhaven
  • Bündnispartner 3: Friedrich-Bödecker-Kreis im Lande Bremen e. V., Heilsberger Straße 3, 27580 Bremerhaven
  • Autorenpate: Bas Böttcher
  • Autorenpate: Manfred Theisen
  • Autorenpate: Lars Ruppel
  • Zeitraum: 01.01.2016 - 31.12.2016
  • Ort: Bremerhaven
  • Bundesland: Bremen
 

Projektbeschreibung

Bremerhaven, die Bedeutung der Stadt als damalige letzte Station vor der Auswanderung, als wichtige Hafen- und Wissenschaftsstadt, als Anziehungspunkt für Touristen! Richtet man seinen Blick tiefer in die Stadt, tritt aber auch das problembeladene Bremerhaven mit vielen sozialen Brennpunkten hervor. Verschiedene Faktoren, wie eine hohe Migrationsrate, Überschuldung, eine hohe Arbeitslosenquote und überproportional hohe Kinderarmut sind verantwortlich für die schwierige Sozialstruktur Bremerhavens. Dies alles trägt dazu bei, dass vielen Bremerhavener Jugendlichen der Umgang mit Literatur und der Zugang zum eigenen Schreiben nicht vertraut sind. Mithilfe von Patenschaften mit Autoren, die junge und moderne Literaturformate wie Poetry Slams bedienen, sollen Jugendliche die Möglichkeit bekommen, Texte und Texten für sich zu entdecken. Bei Poetry Slams handelt es sich um moderne Dichterwettstreite. Die Autoren treten mit selbst geschriebenen Texten ohne jegliche Requisiten in einem begrenzten Maß an Zeit gegeneinander an. In diesem jungen Literaturformat werden variantenreiche Textsorten vorgetragen und unterschiedlich performt. Das „Poetry Slam Bremerhaven“-Projekt soll vor allen Dingen Spaß am Schreiben machen und den SchülerInnen Literatur auf eine kreative und direkte Art vermitteln. Die Begegnungen mit Autoren sollen Anregungen geben, sich selbst mit Texten auszuprobieren und diese einem Publikum vorzustellen. Dabei zählt nicht der Wettbewerb, sondern vielmehr die Begeisterung für Sprache und Literatur.

In diesem Rahmen soll das Projekt den Jugendlichen die Möglichkeit bieten, sich mit ihrer Stadt und dem komplexen Thema Migration zu beschäftigen. SchülerInnen können ihr eigenesStadtbild entwickeln. Sie lernen, ihre Gefühle und Gedanken in Sprache zu übersetzen und sich mit den bestimmenden Faktoren der Stadt in literarischer Form auseinanderzusetzen.

 

Bilder

 

Texte der Autorenpatenschaft Nr. 19


Wer Texte schreibt, hat vorher viel gelesen

Ich bin hochgebildet, ich lese wissenschaftliche Meisterwerke,
Wörter und Sätze lesen ist meine Stärke.
Ich studiere jede Wissenschaft in tausenden Zeilen.
Begann schon mit 5 Jahren das Allwissen anzupeilen.

Mit 6 konnte selbst Goethe mir nicht mehr das Wasser reichen.
Die Bücher gaben mir alles, sie legten mir die Weichen.
zu den Schienen der großen Lehre der Allwissenheit.
Durch das konsumieren von Büchern wurde mein Gehirn riesengroß und breit.

Ich verschlang alles von Da Vinci bis Stephen King,
studierte die Geschichte, Charaktere und das Ding,
Das Monster, was er erschaffen hat
Machte ich mit meiner Allwissenheit im Alter von 7 platt.

Mit 8 wusste ich über alle Nuklearwissenschaften Bescheid.
Von Sheldon Cooper bis Stephen Hawking wuchs der pure Neid.
Einsteins Relativitätstheorie, ohne Eile,
studierte ich Stück für Stück, Zeile für Zeile
innerhalb von einer Woche.

Mit 9 studierte ich die Weltgeschichte, Epoche um Epoche.
Der Sinn des Lebens wurde mir mit 10 erkannt.
Mit 11 wurde der Schöpfer der Welt von mir mit Namen benannt.

Ich hab mein ganzes Leben nur gelesen,
kenn jeden Prozess in der Natur, vom ersten Leben bis zum verwesen.

ICH BIN ALLWISSEND.....
denken alle wenn ich sag ich schreibe.
Aber wenn sie nur wüssten wo ich mich so rumtreibe,
nicht in der Bibliothek,
sondern an der Bar in der Discothek.

Jeder denkt, ich lese gern,
doch Bücher können sich bei mir zum Teufel scher`n.
Aber lassen wir die Menschen mal im Glauben.
Ich will ihnen ja nicht das schöne Bild von mir rauben.

So schlau da zu stehen ist immer gut,
also seit auf der Hut,
vor den Vorurteilen,
das Schreiber nur vor Büchern weilen.
Denn von Büchern wollt ich nie was wissen,
aber gut behauptet hab ich`s öfters und die Leute schön beschissen.

Collin Bruns, 2016

Geisterbahn

Es war Nacht und ich war im Dunkeln,
die Wände bedrohlich am Funkeln.
Ich wusst' nicht, wo ich war.
Oder gar,
was geschah, also lief ich einfach weiter.
Leise, wie kein Zweiter.
Mir war mulmig im Bauch.
Roch ich da etwa Rauch?
Wo war ich gelandet,
wo zur Hölle gestrandet?

Schwankender Boden,
wo ist unten, wo ist oben?
Durch fiese Methoden
in den Abgrund geschoben.
Was soll ich jetzt bloß machen?
Böse Menschen machen Sachen
und während lautem Krachen,
höre ich leise Menschen lachen.

Dann viel ich langsam um,
fühl' mich dumm.
Wollte endlich fliehen,
nachvollziehen
wo ich bin
im Wahnsinn.

Vor mir eine große Gestalt,
es lachen durch die Gänge schallt,
seine Peitsche an den Wänden widerhallt.
Ich gehe, ich laufe, ich renne, ich flieh'
vor der Höllenmaschinerie.

Ich renne in die Finsternis,
Und kurz bevor die Hoffnung riss,
schon lange sagt' ich Abschiedsworte,
doch plötzlich öffnete sich eine Pforte,
durch die ich rannte,
meine Lunge brannte.
Unter Verfolgungswahn
verließ ich sie, die Geisterbahn.
So war ich raus
im Gegensatz zu einigen Unfreiwilligen,
die ihr Leben verteidigen,
aus dem Höllenhaus.

Max-Ole Essen, 2016

Menschlichkeit

 

Nächstenliebe kann jeder!

Die hoffnungsvollen Flüchtenden haben einen Traum von der neuen Welt,
die nicht zerfällt so wie die Ihre, mit einem Schlag,
völlig unerwartet an diesem einen zum verfluchenden Tag, der zu vergessen ist.

Wo bleibt da die Menschlichkeit?

Unsere, die neue Welt, in der es rechten Deppen in einem bayrischen Bierzelt missfällt,
dass Menschen, die Freiheit suchen, die die Perspektive ändern möchten,
zu uns kommen, aber deren Hoffnungen an solchen Menschen zerschellt.

Wo bleibt da die Menschlichkeit?

Mit Bosheit sind diese rechten Deppen bereit,
diese Menschen auf Grund von Dummheit und mit Anschlägen in die Ewigkeit zu schicken.

Diese Ignoranz wird wahrscheinlich noch eine ziemlich lange Zeit meinen Geist ficken.

Wo bleibt da die Menschlichkeit?

Ja, wir brauchen Menschlichkeit heutzutage,
leider sind die geldgeilen Politiker dazu nicht mehr in der Lage.
Die Waage neigt sich in unserem Land zu sehr nach rechts.
Andere trinken darauf erstmal ihre 5 Becks und verprassen ihre Hartz-4-Checks.
Das macht mich perplex.
Rassismus ist leider unisex.
Und dieser wächst und wächst und wächst.
Ich spreche hier und jetzt Klartext, hole diese Wutbürger von ihrem Videotext weg,
spreche schlichtweg die Wahrheit.
Doch bei diesen Menschen kommt man nicht weit, da haste ne lange Wartezeit.
Drum such ich mir ne Tätigkeit und schreib nen Slam.

Aber Spaß beiseite! Mal wieder ganz ernst werden.
Wo zum Teufel bleibt da die Menschlichkeit?

Bei solchen Menschen ist der Trend nicht weit zur Unmenschlichkeit.

Will ich – wollen wir das wirklich zulassen? Und unser Gut verprassen?

Wie war das nochmal im Grundgesetz? Jeder Mensch ist gleich?

Rechte Deppen, Wutbürger, Bürger in Wut schauen einfach nur nicht über den Deich hinaus.
Sie denken, nur weil Menschen woanders herkommen und Hilfe brauchen,
dass sie unsere Frauen vergewaltigen und unsere anständigen Bürger ausrauben.

Klar, muss man einräumen, dass auch Flüchtlinge so etwas tun.
Es gibt überall schwarze Schafe.
Aber nun wird pauschalisiert, verurteilifiziert, kritisiert und Feindlichkeit propagiert.
Die Lösung des Problems scheint unendlich weit.

Wo bleibt die Menschlichkeit?

Doch die Lösung ist gar nicht so weit weg wie gedacht.
In jedem Menschen steckt sie, egal ob Deutscher, Ausländer, hetero, lesbisch, schwul oder bi.
Mit Liebe und Offenheit wird von Menschen und flüchtenden Menschen eine Einheit gebildet,
und das zeigt,

dass es doch noch so etwas gibt wie Menschlichkeit.

Um die Frage zu beantworten, sie steckt in jedem von uns,
scheiß auf Staats- oder Glaubensangehörigkeit.

Aaron Wagler, 2016

 

Bilder

 

Zeitlos

Wir haben keine Zeit, die uns bleibt.
Trotzdem fühlt es sich an wie eine Ewigkeit.
Zeitlos geht die Zeit los, doch am Ende wo bleibt sie bloß.

Statt Frühstück Coffe to go auf den weg zur Casting Show.
Starren wir planlos auf smartphones stehen unter starkstrom,
denn auch die Bahn wird zur Talkshow.
Menschen, die dort reden, bleiben mit ihren Worten in einer Blase kleben,
verpassen das Leben.

Es muss mehr als lovoo, Tinder und Facebook geben!
Die Blase platzt, im Bahnhof tackt.
Zeitlos geht die Zeit los, doch am Ende wo bleibt sie bloß.

Der Zug zischt zügig zur Endstation.
Los, zieh die Bremse schon.
Wir brauchen Zeit zum Atmen,
brauchen Zeit zum Schlafen,
Zeit zum Träume mit sich tragen.
Anstatt zeitlos auf´s Ziel zuzurasen.

Pia Niemeyer, 2016

Text von Lenny Fricke

Ich bin krank.
Ich bin krank, gefühlskalt, aggressiv und potentieller Amokläufer.
Ich bin dumm.
Ich bin zu dumm für das alltägliche Leben, doch gleichzeitig ein Genie, deshalb muss ich studieren.
Ich bin desinteressiert.
Ich bin desinteressiert an menschlichem Kontakt, selbstbezogen, egoistisch und arrogant.
Ich rege mich auf.
Ich rege mich über jede Kleinigkeit auf, wippe apathisch mit dem Körper
und mache dabei komische Geräusche.
Kurzum:
Ich lebe, nein, ich bin gefangen in meiner eigenen Welt! Ich bin gefangen in mir selbst
und darunter leide ich!

Das sind Lügen. Das sind alles Lügen, von denen ihr denkt das es der Wahrheit entspricht.

Worunter ich wirklich leide sind Menschen. Ich leide unter Menschen.
Ich leide unter Menschen, die mir sagen, dass ich Gefühle eh nicht verstehe
und deshalb Terrorist bin!
Ich leide unter Menschen, die mir sagen, ich bin dumm, nur weil ich dieses Monstrum von einem Ticketautomaten nicht bedienen kann!
Ich leide unter Menschen, die sagen, ich interessiere mich nicht für andere,
selbst aber nie fragten, was denn meine Hobbys sind!
Vor allem aber leide ich unter Menschen, die die schlimmsten Höllenqualen als Banalität bezeichnen, sagen, ich solle mich nicht so aufregen!

Ich lebe in meiner eigenen Welt, aber nur weil ihr nicht bereit seid, eure Welt
mit Andersdenkenden zu teilen.

Mein Autismus
ist kein Terrorismus!
Er folgt seinem eigenem Rhythmus.
Also macht Schluss mit dem Stuss,
denn es ist mein Autismus!
Hört auf mit dem Mist!
Ich bin in eurer Welt bloß Statist,
doch jeder von euch vergisst
in meiner Welt bin ich Solist!
Unsere Welten sind verschieden
Euch fehlt aus meiner Sicht der Sinn,
aber nicht weil ich Autist
sondern Solist schlicht ich ich bin.

Lenny Fricke, 2016

Text von Svea-Marie Essen

Wenn sich das Licht beim Stopp an der Kreuzung bricht,
dann versperr ich mir selbst die Sicht.

Ich sollte anfangen,
irgendwo hin gelangen,
nicht länger nur mit einem Thema rangen.
Sie sagen, triff deine Entscheidung, doch im Endeffekt trage ich nur eine Verkleidung
und sage niemals meine Meinung.

Was soll ich tun?
Was nun ?

Sie sagen zu mir, spar!
Vielleicht machst du dann mal ein Auslandsjahr.
Sie sagen zu mir, werd' Aupair!
Ach nein, mit Kindern tust du dich ja ziemlich schwer.
Sie sagen zu mir, es reicht, sich zu entscheiden ist doch leicht!
Aber von mir kommt wieder nur ein vielleicht.

Doch wenn sich das grüne Licht beim Stopp an der Kreuzung bricht,
dann versperr ich mir selbst die Sicht.
Sie sagen zu mir, werd' Lehrerin!
Aber ich weiß nicht, ich glaube ich wäre nicht die richtige Kollegin.
Sie sagen zu mir, mach eine Ausbildung!
Für mich ist das aber nicht die richtige Erfindung.
Sie sagen zu mir, studier!
Aber ich weiß nicht, für was ich mich interessier'.

Denn wenn sich das grüne Licht beim Stopp an der Kreuzung bricht,
dann versperr ich mir selbst die Sicht.

Vielleicht schiebe ich meine Sorgen noch einmal auf morgen und fühle mich einen Tag länger geborgen.
Denn weil ich mich einfach nicht entscheiden kann, genieße ich noch länger den Schwebezustand.

Svea-Marie Essen

2016 Schleichweg

Ich hab mein Schleichweg, mit dem man schleichend, schlendernd durch die Zeit geht.
Egal wie lang, denn ich komm immer an meinem Ziel an.

Ob sie mir Steine in den Weg warfen und mich manchmal sogar trafen.
Ich nahm mir diesen Stein, er war mutterseelenallein.
Doch mit ihm hatte ich den Grund als Stein, für mein Eigenheim.

Ich hab mein Schleichweg, mit dem man schleichend, schlendernd durch die Zeit geht.
Egal wieso, denn ich bin lebensfroh, steh auf Risiko und bin auch manchmal echt farbenfroh.

Ich hör der Kuh beim Mähen des Rasens zu oder auch dem Wasser unter nem Kanu.
Ich trag im Winter Handschuh und im Sommer in meiner Hand die Schuh.

Ich hab mein Schleichweg, mit dem man schleichend, schlendernd durch die Zeit geht.
Egal wohin, denn ich bin immer mitten drin.

Ob ich am Ende des Weges in meinem Schloss steh oder nur mit meiner besten Freundin in ein Schwulencafé geh.

Ich hab mein Schleichweg, mit dem man schleichend, schlendernd durch die Zeit geht.
Egal mit was, ich weiß, dass ich nicht so viel verpass.

Ich denk viel mehr nach. Ob er meine Sicht verdreht, weil sich mein Gedanke, auf ihm, langsam legt.
Oder ob ich wieder an dich denke und ich meinen Kopf dann somit wieder verschenke.

Ich bin angekommen, nicht am Ziel, aber bei dir und das kann man ja mal ausprobieren..

Ann-Christin Stephan, 2016

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