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Projektdaten:

  • Titel: Ick sitz an Tisch und esse Klops - Vom Geschmack der Wörter
  • Bündnispartner 1: Nordend-Schule Eberswalde, Schule mit sonderpädagogischem Förderschwerpunkt „Lernen“, Lärchenweg 8, 16225 Eberswalde
  • Bündnispartner 2: Projekt Nordlicht, Neue Straße 13, 16225 Eberswalde
  • Bündnispartner 3: Friedrich-Bödecker-Kreis im Land Brandenburg e.V. , Fliederweg 1 e, 15344 Strausberg
  • Autorenpate: Reinhard Griebner (geb. 1952) debütierte 1980 mit dem Kinderbuch „Das blaue Wunder Irgendwo“. Seither ist er mit Büchern für Kinder und Erwachsene an die Öffentlichkeit getreten, hat Hörspiele geschrieben, einen Film, Aphorismen und Texte für die Rockbands CITY und KARUSSELL. Viele Jahre seines Berufslebens hat er als Autor, Redakteur und Moderator im Fernsehen zugebracht, zuerst im Deutschen Fernsehfunk, später beim Ostdeutschen Rundfunk Brandenburg und beim Rundfunk Berlin-Brandenburg; dort war er unter anderem für das Familienprogramm zuständig, das Sendungen für das Erste Programm, das Dritte und den Kinderkanal zuliefert. Für seinen Gedichtzyklus „Mit allen Wassern gewaschen“ bekam er 1999 den Literaturpreis „Eberhard“ des Landkreises Barnim zuerkannt. Als Stadtschreiber von Gotha hat er 2012 und 2016 diverse Schüler-Projekte betreut. Zuletzt erschienen: „Mauerspechte“ (Kinderbuch/2014) und „Am toten Punkt“ (Erzählungen/2019).
  • Zeitraum: 25.03.2020 - 16.04.2020
  • Format: Modul 3 (kurzzeitig)
  • Ort: Eberswalde
  • Bundesland: Brandenburg
 

Downloads und Presselinks zur Autorenpatenschaft Nr. 181


Über nachfolgende Links können Sie sich Pressemitteilungen anschauen und das Buch mit den Projektergebnissen nach Fertigstellung als PDF runterladen. Zur Ansicht wird ein PDF Reader benötigt.

Download des Buchs (PDF)

Für diese Maßnahme ist auf Grund der kurzen Dauer keine Publikation vorgesehen. Texte und Bilder des Projektes finden Sie weiter unten.

 

Projektbeschreibung

Die Vor-Osterzeit, in der das Projekt gestartet wird, bietet treffliche Möglichkeiten für eine Annäherung an gesprochene und geschriebene Sprache mit „doppeltem Boden“. Wie es der Titel des Vorhabens verspricht, geht es um einen spielerischen, auch schrägen, mitunter sogar etwas abgedrehten Umgang mit Redensarten, Sprichwörtern, Abzählreimen, milieugeprägtem Alltag-Sprech und stehenden Wendungen. Der Altberliner Vers „Ick sitz an Tisch und esse Klops“ ist den Teilnehmer*innen aus einem vorherigen „Wörterwelten“-Projekt im Jahr 2018 vertraut; er hatte seinerzeit fast den Status einer Workshop-“Nationalhymne“ angenommen; auf diese Erfahrung kann neu aufgesetzt werden. Dabei ist die Erklärung der Herkunft oder des ursprünglichen Sinnes unseres (Sprach-)Materials nur ein Haltepunkt, angestrebt wird darüber hinaus ein pragmatischer Umgang mit Sprache, der den Spaß am Sprechen nicht zu kurz kommen lässt. Sollte es, worauf der Autorenpate hinarbeitet, gelingen, das Team durch externe Partner (Grafik, Musik) zu verstärken, dürfte es möglich sein, wörtliche Rede und geschriebenes Wort nicht nur in Bilder und Lieder zu übersetzen, sondern sich das Thema des Projekts buchstäblich auf der Zunge zergehen zu lassen.

 

Bilder

 

Texte der Autorenpatenschaft Nr. 181

Hans im Glück

Ein Märchen der Nordlichter Eberswalde nach einem Text der Brüder Grimm, unter Verwendung von Wortgruppen aus dem Buch „Mauerspechte“

Hans hatte sieben Jahre bei seinem Herrn gedient, da sprach er zu ihm: „Herr, meine Zeit ist herum, nun wollte ich gerne wieder heim zu meiner Mutter, gebt mir meinen Lohn.“ Der Herr antwortete: „Du hast mir treu und ehrlich gedient, wie dein Dienst war, so soll der Lohn sein.“ Und gab ihm einen funkelnagelneuen, silbergrauen Lamborghini, weil er ein Autohändler war.

Hans setzte sich ans Steuer und machte sich auf den Weg nach Haus. Wie er so dahinfuhr, kam ihm ein Biker in die Augen, der frisch und fröhlich auf seiner Kawasaki vorbei donnerte.

„Ich glaub, mein Schwein pfeift!“, sprach Hans. „Was ist ein Motorrad nicht ein schönes Ding! Da sitzt einer wie auf einem Stuhl, stößt sich an keinem Stein, spart die Schuh, und kommt fort, er weiß nicht wie. Und außerdem ist das Maschinchen so wunderschön laut!“ Der Rocker, der das gehört hatte, hielt an und rief: „Weißt du was, wir wollen tauschen. Ich gebe dir meine Kawasaki, und du gibst mir deinen Lamborghini.“ „Von Herzen gern,“ sprach Hans, „aber Ihr dürft Euch nicht wundern, er summt leise vor sich hin wie eine Biene, derweil mich Euer Motorrad an einen unbesiegbaren Drachen erinnert, der Rauch und Feuer speit.“

Nach guter Art und altem Brauch klatschten sie einander ab und tauschten die Zündschlüssel. Und der Rocker, der von Stund an kein Rocker mehr war, gab Gas und raste im Lamborghini davon.

Hans war seelenfroh, als er auf dem Motorrad saß. Es dauerte nicht lange, da begegnete ihm ein Sportsmann, der auf einem Mountainbike angeradelt kam und sprach: „Ich glaub, mein Flusspferd wiehert! Hans, was machst du mit deinem Feuerstuhl für einen entsetzlichen Krach. Hättest du nicht lieber einen Drahtesel? Mit dem kämst du ganz ohne Radau und Gestank an dein Ziel. Damit schonst du die Umwelt. Und gesund ist das Radfahren obendrein.“

„Da habt Ihr recht“, sprach Hans, „meine Gesundheit liegt mir sehr am Herzen.“

„Wenn das so ist, lass uns tauschen. Ich nehme dein Motorrad, du bekommst mein Mountainbike dafür. Und den Fahrradhelm kriegst du für lau dazu.“

„Ich glaub, mein Waschbär bügelt!“, jubelte Hans und willigte mit tausend Freuden ein. Er schnallte die Riemen der Sturzkappe fest, der Sportler aber, der von Stund an kein Sportler mehr war, setzte sich auf das Motorrad, kloppte einen Gang hinein und sauste in einer Qualmwolke davon.

Vergnügt pfiff sich Hans ein Liedchen, ließ die Pedale kurbeln und bedachte den glücklichen Handel. Da kam ihm auf dem Fahrradweg ein Junge auf einem Skateboard entgegen gebraust.

„Na, hallo!“, rief Hans. „Ich glaub, mein Schwertfisch rostet! So ein cooles Teil habe ich ja mein Lebtag noch nicht gesehen! Was gäbe ich dafür, könnte ich dein Rollerbrett gegen mein Mountainbike eintauschen.“

„Abgemacht!“ Der Bube fackelte nicht lang, schwang sich in den Sattel und machte sich, hast du nicht gesehen, aus dem Staub. „Den Fahrradhelm kannst du behalten!“

Glücklich trullerte Hans auf seinem Skateboard auf das Städtchen zu, in dem seine Mutter wohnte. Dabei überdachte er, wie ihm doch alles nach Wunsch ginge. „Ich muss in einer Glückshaut geboren sein,“ rief er vergnügt gegen den Wind, „alles, was ich wünsche, trifft mir ein, wie einem Sonntagskind.“

In seiner Begeisterung übersah er einen großen Stein, der mitten auf der Straße lag, und plautz!, fiel er auf der Nase.

„Ich glaub, mein Geier reihert!“, rief er erschrocken und rappelte sich auf.

Glücklicherweise kam gerade ein Geschäftsmann des Weges, der auf dem Markt im nächsten Dorf seine Puppen, Teddys und Spielzeugautos verkaufen wollte. Der half ihm hoch. Dann bückte er sich nach dem Skateboard und besah es von allen Seiten.

„Ach, Hans, wo hast du das schöne Skateboard gekauft?“

„Das hab ich nicht gekauft, sondern für mein Mountainbike eingetauscht.“

„Und das Fahrrad?“

„Das hab ich für ein Motorrad gekriegt.“

„Und das Motorrad?“

„Das hab ich für einen Lamborghini bekommen.“

„Und den Lamborghini?“

„Ei, der war mein Lohn für sieben Jahre Dienst.“

„Du hast dir jederzeit zu helfen gewusst,“ sprach der Geschäftsmann. „Aber so ein Skateboard ist gefährlich. Man kann sich damit, du hast es selbst erlebt, eine blutige Nase holen. Sei froh, dass du den Helm aufgehabt hast.“

„Da habt Ihr recht, guter Mann“, sprach der Hans. „Wollt Ihr nicht so freundlich sein und mir das gefährliche Teil abnehmen?“

„Warum nicht“, sagte der Händler, „es soll dein Schade nicht sein!“ Und er breitete vor Hans seine Matchbox-Sammlung aus, die für den Wochenmarkt bestimmt war. „Such dir dafür das Auto aus, das dir am besten gefällt.“

„Ich glaub, mein Nashorn popelt!“, rief Hans voller Begeisterung und entschied sich für einen silbergrauen Lamborghini, der ihm sofort ins Auge gestochen war. Den ließ er in seiner Hosentasche verschwinden und dankte Gott mit Tränen in den Augen, dass er ihm auch diese Gnade noch erwiesen und ihn auf eine so gute Art, und ohne dass er sich einen Vorwurf zu machen brauchte, von dem gefährlichen Skateboard befreit hatte.

„So glücklich wie ich,“ rief er aus, „gibt es keinen Menschen unter der Sonne!“ Mit leichtem Herzen und frei von aller Last sprang er nun fort, bis er daheim bei seiner Mutter war.



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