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Projektdaten:

  • Titel: Fake News, Verschwörungen und falsche Fährten
  • Bündnispartner 1: Gesellschaft für gesprochene Dichtung e.V., Wiesbadener Str. 7, 12161 Berlin
  • Bündnispartner 2: Satyr Verlag, Auerstraße 23, 10249 Berlin
  • Bündnispartner 3: Friedrich-Bödecker-Kreis im Land Berlin e. V., Falckensteinstraße 34, 10997 Berlin
  • Autorenpate: Noah Klaus (*1993) ist der Leiter der Schreibwerkstatt. Er hat Kulturwissenschaft studiert, arbeitet in der Erwachsenenbildung als Lehrer für Deutsch als Fremdsprache und ist seit 2013 als Bühnenautor und Poetry-Slammer in Berlin und dem gesamten deutschsprachigen Raum unterwegs. Er war bis zur Corona-Krise Moderator des Kreuzberg Slam, liest seit 2016 monatlich bei der Lesebühne Zentralkomitee Deluxe und produziert zusammen mit Jean-Philippe Kindler den Podcast „Diskursionen“. 2018 hat er unter dem Titel „Komma zum Punkt“ eine Bühnenliteratur-Anthologie mitveröffentlicht, die die Stadt Berlin zum Thema hat.
    Seine Texte sind meistens essayistischer Natur und versuchen, einen kritischen Blick auf die Gesellschaft mit Humorelementen zu verschmelzen. 2014 war er damit bereits Berlin-Brandenburg-Meister im Poetry Slam. Weiterhin leitet er Schreib- und Performanceworkshops mit Elementen politischer Bildung, u.a. für das Adolf-Bender-Zentrum im Saarland.
  • Zeitraum: 01.12.2021 - 31.12.2021
  • Format: Modul 3 (kurzzeitig)
  • Ort: Berlin
  • Bundesland: Berlin
 

Downloads zur Autorenpatenschaft Nr. 276


Über den nachfolgenden Link können Sie sich das Buch mit den Projektergebnissen nach Fertigstellung als PDF runterladen. Zur Ansicht wird ein PDF Reader benötigt.

Download des Buchs (PDF)

Für diese Maßnahme ist auf Grund der kurzen Dauer keine Publikation vorgesehen. Texte und Bilder des Projektes finden Sie weiter unten.

 

Projektbeschreibung

Spätestens seit Donald Trump und Corona spricht alle Welt von Verschwörungstheorien. Und die Menschen glauben ja auch an die verrücktesten Dinge: an UFOs, an böse Strippenzieher und daran, dass die Erde eine Scheibe ist. In dieser Schreibwerkstatt sollen die Jugendlichen mittels Schreibaufgaben und kleiner Rechercheprojekten mit der Problematik von Verschwörungsdenken und Fake News vertraut gemacht werden. Außerdem soll ein weiterer Schwerpunkt das Diskutieren über Potenziale und Gefahren von Social Media sein. Gibt es geheime Absprachen nicht auch schon im Alltag? Bekommen Geschichten manchmal ein Eigenleben, wenn sie weiterverbreitet und nacherzählt werden? Warum ist der Glaube an Verschwörungen so verführerisch? Solchen und ähnlichen Fragen sollen sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer im Alter von 15 bis 18 Jahren widmen und ihre Ideen im besten Fall in kleine Textminiaturen gießen.

Um die Teilnehmer dabei zu unterstützen, soll der Workshop von Übungen zu kreativen Strategien im Bereich der Ideenfindung und der Performance abgerundet werden. Den Jugendlichen werden in diesen Phasen Möglichkeiten nähergebracht, eine Geschichte für ein Publikum ansprechend zu gestalten oder Stimme und Mimik beim Vortrag gewinnbringend einzusetzen. Wir fragen uns: Wie kann ich die Aufmerksamkeit der Zuhörerschaft lenken und für mich nutzen? Was lässt sich mit Reimen oder Aufzählungen erreichen? Grundsätzlich soll die Schreibwerkstatt ein Forum für interessierte Schülerinnen und Schüler sein. In einer druckfreien Atmosphäre werden hier Hürden abgebaut, die vom Schreiben abhalten, und das Selbstvertrauen der Teilnehmerinnen und Teilnehmer wird gestärkt. Zugleich ist das Ziel, sie über eine schreibende Auseinandersetzung an gesellschaftspolitisch relevante Themen heranzuführen. Auch denen, die von Hause aus eher nicht dazu angehalten sind, sich zu relevanten Themen zu positionieren, soll in diesem Workshop die Möglichkeit dazu gegeben werden.

 

Bilder

 

Texte der Autorenpatenschaft Nr. 276

Ich führe euch

Ich führe euch
über Berlins Tunnelsystem,
in dem Angela Merkel bequem
mit ihren Echsenfreunden chillt
und heimlich Babys grillt.

Ich führe euch
über die weiten von Area 51,
dem Stützpunkt von Aliens wie E.T.,
Wesen aus einer entfernten Galaxie.

Ja ich führ euch an das Ende der Welt,
in diese namenlose Stadt… namens Bielefeld.

Bielefeld ist der Anfang und das Ende unserer Zeit,
mit dem perfekten Alibi weit und breit,
denn niemand hat einen Plan, was abgeht in Bielefeld,
welch dunkle Seite der Macht sich uns entgegenstellt.

Ich habe es gesehen, ich war in Bielefeld.
In dem Jugendliche Dr. Oetker Backmischungen schnupfen,
sich Menschen aus dem nichts verpuffen,
in dem der Eingang zu Atlantis liegt,
und Elvis Presley ein und aus fliegt.

Amelie Ponick


Warnung

Guten Abend, sehr geehrte Menschen,
mein Name ist Romy, ich bin 18 Jahre alt und ich bin gekommen, um Sie zu warnen. Denn ich bin nicht wirklich Romy und ich bin schon länger in diesem Universum als lappige 18 Jahre Ihrer Zeitrechnung.
Ja, dieser Körper trägt diesen Namen, aber meiner ist es nicht. Dieser Körper wurde 2003 geboren, aber ich wurde es nicht. Ich komme von weit her. Sehr weit, außerhalb dieser Atmosphäre, sogar außerhalb dieses Sonnensystems! Ich bin Ali En und komme vom Pluto!
Ja, ja… ich weiß, ihr Irdischen denkt, meine Heimat wäre ein Witz! Zwergplanet, pah! Ihr werdet noch sehen! Wenn wir kommen, werdet ihr euch wünschen, ihr hättet uns mal ernst genommen!

Warum ich Ihnen das sage? Ich habe ein Nachricht an Sie alle. Sie ist ganz einfach, damit auch Ihre unterentwickelten Gehirne die Chance haben, sie zu verstehen: Wir kommen! Wir sind unter Ihnen! Ihr Ende naht! Sie glauben mir nicht? Danke für das Kompliment! Das heißt nämlich, meine Tarnung ist gelungen. Und wenn es bei mir funktioniert… wer sagt, dass nicht Ihr Nachbar auch einer von uns ist? Schauen Sie sich um! Alles Menschen? Sind Sie sich sicher?
Wissen Sie, ich bin jetzt seit 20 Jahren auf diesem Planeten. Die ersten zwei habe ich im Untergrund gelebt, mich versteckt und meine Kräfte gesammelt. Dann habe ich meinen Wirt gesucht und diesen hier gefunden. Die Sicherheitsmaßnahmen Ihrer irdischen Krankenhäuser sind wirklich lächerlich! Es war so einfach, so – ja, kinderleicht! – sich einzuschleichen und eines der jungen Wesen zu besetzen. So klein und schwach und wehrlos! Diese ganze Gesellschaft war viel zu einfach zu infiltrieren. Ein bisschen Ablenkung hier, weltweites Chaos da, und schon stehen einem alle Türen offen.
Und die modernen Medien und technischen Fortschritte machen es nur noch einfacher! Die erste Generation hatte da schon mehr Schwierigkeiten, hier unbemerkt anzukommen! Aber der Zweite Weltkrieg – der perfekte Moment… zwischen den Fliegerstaffeln und Bomben sind wir gar nicht aufgefallen! Zwischen mehreren Millionen Toten gab es ja genug verwaiste Kinder, die man einnehmen konnte. Genug Psychosen und Schizoaffektive, genug gespaltene Persönlichkeiten, ja, genug verrückte, verzweifelte Geister in menschlichen Körpern. Die wollten doch, dass wir deren Leiden beenden! Und es ist auch gar nicht aufgefallen, dass wir diese Welt nicht kannten und erst einmal verstehen mussten, wie die Gesellschaft funktioniert. In einer zerstörten Welt kann man so verrückt sein wie man mag. Alles ist normal. Und bis es aufgefallen wäre… hatten wir genug Zeit, um uns einzugewöhnen!

Meine Generation folgte. Vor 20 Jahren. Na? Was war vor 20 Jahren? Welche Tragödie? Ahnen Sie es schon? Die Medien taten uns damals einen großen Gefallen. Ein Land betroffen, aber die ganze Welt schaut zu! Ein internationales Chaos! Und es war so einfach! Nur vier Flugzeuge hat es gebraucht. Klingelt’s? 9/11, Sie wissen, wovon ich rede. Das World Trade Center – BOOM! - zerstört. Das war der Tag unserer Ankunft. Chaos macht es so wunderbar einfach, unter dem Radar zu landen. Die ganze Welt hatte die Augen auf New York gerichtet, und wir haben uns in aller Ruhe in Europa und Asien ausgebreitet. Ach, wie war das schön. Keiner hat uns beachtet. Und das ganze Theater ging lange genug, um uns weltweit auszubreiten und nach und nach die Menschheit zu infiltrieren.
Wir sind überall! In menschlichen Hüllen getarnt gehen Millionen und Abermillionen von uns jeden Tag durch diese Straßen, unbemerkt! Und weil es so unfair wäre, Sie einfach aus dem Dunkeln heraus anzugreifen – keine Vorbereitung, kein Wissen darum, was Ihnen geschieht –, deshalb warne ich Sie. Wir kommen! Nicht, dass Sie wirklich noch eine Chance hätten. Dafür ist es schon lange zu spät! Was will ich also von Ihnen? Machen Sie sich bereit, die Invasion naht! Falten Sie schon einmal Ihre Aluhüte, so sinnlos sie auch sind. Auch Ihr Unglauben wird sich noch in Panik wandeln! Die Uhr tickt! Ihre Zeit läuft ab! Meine hat gerade erst begonnen.

Romy Kachel


Tempo

Du fährst im siebten Gang -
ich eher so im dritten, und ich versuch
mit kleinen Schritten, dir nachzukommen,
doch es gelingt mir nicht.
Aber das spricht keiner von uns aus, weil das mit uns dann aus ist.

Du sprintest schnell – aber ich jogge eher so,
du fragst wann und ich frag wo.
Aber das spricht keiner von uns aus, weil das mit uns dann aus ist.

Du liebst die Berge, ich eher das Meer,
deine Koffer sind leicht, meine dagegen sind schwer,
und so streifen wir erfolglos auf der Suche nach einer Lösung umher.

Aber vielleicht, ja vielleicht, traut sich dann doch
einer von uns, das irgendwann zu sagen
und zu hinterfragen, ob wir uns nicht eher gegenseitig stören,
uns unglücklich statt glücklich machen,
mehr wegen einander weinen als zusammen lachen.

Und wenn wir das dann irgendwann eingesehen haben,
fährst du im siebten Gang und ich eher so im dritten,
aber das ist auch okay so,
denn jeder hat nun mal sein eigenes Tempo.

Johanna Graichen
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