Projektdaten:
- Titel: Die Story in mir
- Bündnispartner 1: Stadtbücherei im Haus des Buches Waldkraiburg, Siemensstraße 2, 84478 Waldkraiburg
- Bündnispartner 2: Kreisjugendring Mühldorf, Braunauer Straße 4, 84478 Waldkraiburg
- Bündnispartner 3: Friedrich-Bödecker-Kreis in Bayern e.V., Postfach 13 17, 85423 Erding
- Autorenpate: Anselm Oelze, geboren 1986 in Erfurt, studierte Philosophie, Politikwissenschaft und Philosophical Theology in Freiburg und Oxford. Nach seiner Promotion an der Humboldt-Universität zu Berlin forschte und lehrte er an der Universität Helsinki und an der LMU München. 2019 erschien bei Schöffling & Co. sein Debütroman „Wallace“. 2021 folgte die literarische Reportage „Die Grenzen des Glücks: Eine Reise an den Rand Europas“, für die er mit dem Preis des Literaturfestes Meißen ausgezeichnet wurde. Er lebt als freier Schriftsteller mit seiner Familie in Leipzig.
- Zeitraum: 01.06.2022 - 30.06.2022
- Format: Modul 3 (kurzzeitig)
- Ort: Waldkraiburg
- Bundesland: Bayern
Downloads und Presselinks zur Autorenpatenschaft Nr. 403
Über nachfolgende Links können Sie sich Pressemitteilungen anschauen und das Buch mit den Projektergebnissen nach Fertigstellung als PDF runterladen. Zur Ansicht wird ein PDF Reader benötigt.
Presse
- Artikel "Ein Schubs für eigene Kreativität" bei den OVB Heimatzeitungen vom 14.06.2022
Download des Buchs (PDF)
Für diese Maßnahme ist auf Grund der kurzen Dauer keine Publikation vorgesehen. Texte und Bilder des Projektes findet ihr weiter unten.
Projektbeschreibung
Wir alle erzählen: über Erlebnisse der Vergangenheit, Belanglosigkeiten der Gegenwart, Träume für die Zukunft. Erzählen an sich also scheint gar keine besondere Fähigkeit zu sein. Oder etwa doch? In unserer Schreibwerkstatt soll dieser Frage genauer auf den Grund gegangen werden. Was heißt es eigentlich, eine Geschichte zu erzählen? Mit welchen Mitteln und Medien kann dies geschehen? Was ist eine Story? Was ist ein Plot? Der Workshop soll Grundtechniken und -kenntnisse literarischen Schreibens vermitteln und zugleich eine Vielfalt von Ansätzen zulassen: von der Kurzgeschichte bis zur Insta-Story. Denn der Phantasie sind bekanntlich keine Grenzen gesetzt.
Bilder
Texte der Autorenpatenschaft Nr. 403
Auszug aus "Rot gekleidete Salzsäulen, Blumenverkäufer, soziale Ängste und ein gesundes Ego"
Die Nase zog er nie kraus, stattdessen schloss er bei dem Geruch, der seine Sinne erfüllte,
genüsslich die Lider.
Die aufwendig verzierte Falsche ließ er nie aus, stattdessen drehte er sie in alle Richtungen.
23 % - er legte den Kopf schief, zog die linke Braue hoch und entschied sich dazu, nickend
den Korken zu lösen.
Die Flasche war längst geleert, sein Verlangen danach, betrunken zu sein, bestand fort. Er
erhob sich, ging zu der mit Bedacht dekorierten Regalwand, die mit edlen Alkoholen gefüllt
war, sagend, er würde sich nur umsehen. Im nächsten Moment lag ein 40%iger in seiner Hand
und binnen Sekunden schmeckte er den bitteren Geschmack, den er so sehr liebte und den er
mit nichts auf der Welt verwechseln würde, auf der Zunge.
Er biss die Zähne zusammen, sodass seine Kiefermuskeln zuckten, denn genauso machten es
die gutaussehenden Typen in den Filmen, die er sah, auch.
Mit einem Blick, den er sich früher nicht zugetraut hätte, bedachte er sein halbvolles
Weinglas und drehte es zwischen den Fingerkuppen, langsam und besonnen. Dabei machte er
einen nachdenklichen Gesichtsausdruck. All das Gekreische, all die Aufruhr – früher war er
nicht anders gewesen – doch nun, nun, das sagte er sich, nun hatte er sich geändert, war zu
dem kühlen Kopf der Clique geworden.
Das Geigensolo, bestehend aus mindestens fünf dieser Streichinstrumente, war ihre
Lieblingsstelle des Konzertes – ihres Konzertes. Es verursachte ein sanftes Lächeln auf ihren
rosaroten Lippen und eine noch sanftere Gänsehaut auf ihrem Körper. Sie widerstand der
Versuchung kaum, sich vollends der Musik hinzugeben.
Das laute Dröhnen des Basses, das Gebrüll, das harmlos ausgedrückt als Partygerede
bezeichnet werden würde, der Gestank nach Hochprozentigem und die wankende Menge um
sie herum verhinderten, dass der Versuchung Tat folgte.
Die kabellosen Kopfhörer waren auf volle Lautstärke gestellt, die Funktion, die
Nebengeräusche unterdrücken sollte, war von Anfang an benutzt worden. Doch all dies half
nichts, denn die Lautsprecher neben ihr waren ebenso auf volles Volumen gestellt, und
Basstöne zu ihrer Rechten waren dominanter als die weiche Orchestermusik in ihren Ohren.
Ihre Konzentration, die ihr gute Noten, gute Freunde und ein gesundes Selbstbewusstsein
ermöglichte, half ihr in diesem Moment nicht weiter. Zu schnell schlug ihr Herz, zu flach war
ihr Atem.
Sie zog ihr Lächeln nach und bewegte sich im Einklang zur Musik, im Einklang zur
jugendlichen Tanzmasse. [...]
Avas Fall
Kalter Wind rauschte an mir vorbei. Ich fiel und fiel immer weiter in die Tiefe, doch es gab kein Ende. Oh, ich sollte lieber von Beginn an erzählen. Also mein Name ist Ava und ich bin 13 Jahre alt. Ich lebe seit kurzem in England und in meinem Zimmer stehen immer noch viele unausgepackte Umzugkartons. Ich stand von meinem blauem Sessel auf und sah durch das Fenster nach draußen. In den letzten Tagen hatte es viel geregnet, weshalb ich noch nicht die Gegend erkunden konnte. Doch wenn man jetzt hinaus sah, konnte man die saftig grünen Blätter leuchten sehen, die von der Morgensonne angestrahlt wurden. Der Wald vor dem Fenster verschwand in meinen Augen. Ich sah nur noch meine eigene Spiegelung im Glas, wie ich dort vor dem Fenster stand, mit meinen dunkelbraunen Haaren, die mir bis zum Ellenbogen reichten, einer mittelgroßen Nase, hellbrauner Haut und meeresblauen Augen. Ich nahm den Geruch von Croissants, leckeren Brötchen und frisch gemahlenen Cafébohnen wahr. Weshalb ich mich schließlich zur Zimmertür wandte und eine gerade Buchenholztreppe hinunter in die Küche ging. Meine Eltern und mein Bruder saßen schon am Esstisch. Ich murmelte ein müdes „Guten Morgen“ und setzte mich zu ihnen an den Tisch. „Guten Morgen Schatz“ sagte Mom und reichte mir ein noch warmes Croissant. Ich nahm es ihr dankbar ab, denn mein Bauch gab mir schon deutlich zu verstehen, das ich endlich mal etwas zu essen brauchte. Ich sagte meinen Eltern, dass ich wegen des guten Wetters gleich in den Wald gehen wolle und bestrich mein nun aufgeschnittenes Croissant mit Butter und Erdbeermarmelade. Gleich ging ich zum Küchenschrank und packte das Croissant in eine Butterbrottüte. Ich rief noch ein schnelles „Tschüss“ und verschwand mit der Tüte aus dem Haus. Unter ein paar Bäumen lagen schon vertrocknete Blätter und überall auf dem Boden hatten sich dicke Wurzeln verbreitet. Bei jedem Schritt knackte und raschelte es unter meinen Füßen, doch ich achtete nicht auf den Weg, sondern auf die unzähligen mit Sonne durchschienenen Baumkronen die weit in den Himmel aufragten. Plötzlich verlor ich das Gleichgewicht und fiel eine steile Schlucht hinunter. Ich bekam keine Luft mehr, die Luft, die mir entgegen kam, nahm mir den Atem. Ich fiel und fiel, als würde es kein Ende geben, und auf einmal wurde ich bewusstlos. Als ich wieder aufwachte, befand ich mich am selben Fleck, an dem ich auch abgestürzt bin und lag nicht irgendwo in dieser endlosen Schlucht. Das war seltsam! Gedankenverloren ging ich wieder zurück zur Stadt am Waldrand und bemerkte nicht das Knistern unter meinen Füßen oder die Drohne, die über meinen Kopf hinweg flog. Als ich durch die Haustür in mein Zuhause trat, begrüßte mich meine Mum mit einem lauten „Ava, da bist du ja wieder! Wie war dein Tanztraining?“ Welches Tanztraining?, fragte ich mich, denn ich ging nicht Tanzen, dann aber begriff ich: das war bestimmtet wieder einer von Mum‘s Scherzen. Mit einem leichten Lächeln auf den Lippen antwortete ich mit einem kurzen „Hi Mom“ und „Ja es war schön“, dann ging ich schnell hoch in mein Zimmer und schloss die Zimmertür hinter mir. Doch als ich mich gerade auf mein Bett legen wollte, kam ein Mädchen durch meine Zimmertür herein und sah mich an. Das Mädchen sah genauso aus wie ich und sagte etwas zu laut „Wer bist du? Verschwinde sofort aus meinem Zimmer!“ Eine Schockwelle über fiel mich, als mir bewusst wurde, was ich hier sah. Das konnte doch nicht sein? Ein Mädchen das haargenau so aussah wie ich und behauptete, das sei ihr Haus, ihr Zimmer, ihr Bruder und ihre Eltern! Was war hier los?
Anika Zech, 13 JahreAuszug aus "Mit einem Glas um die Welt"
Prolog: Wir haben gerade die Schule fertig und unser
Abitur bestanden. Wer ist wir? Ich und meine zwei
besten Freundinnen. Wir alle haben einen Einser Schnitt
und haben uns in den letzten paar Jahren Geld zusammen
gespart um uns unseren Traum zu erfüllen. Eine Weltreise.
Wir sind auf eine ganz besondere Idee gekommen. Immer wenn eine von
uns in den vergangenen 2 Jahren einen Wunsch hatte zu dem sie gerne mal
reisen würde, hat sie es aufgeschrieben und nun ist es soweit. Jede von uns
wird einmal in das Glas greifen, in dem wir alles gesammelt haben und einen
Zettel ziehen. Wir entscheiden uns dann gemeinsam für eins und werden uns
ungefähr 6 Monate Zeit nehmen. Am Ende sehen wir ja dann ob wir alles
geschafft haben, oder ob wir nochmal verlängern wollen. Bis jetzt ist alles
soweit organisiert und morgen geht es los. Wir werden das hier als kleines
Tagebuch mitführen. Immer wieder werden wir alle drei hier ein wenig
reinschreiben und berichten was wir so erlebt haben. Bis bald, eure Layla, Toni
und Luna:)
Hier noch eine kleiner Ausschnitt von dem, was auf unseren
Zetteln steht:
—Brasilien
—Thailand
—Australien
—USA
—Schottland
—Türkei
01.08.2022
~Layla
Wir haben uns tatsächlich zuerst für Brasilien
entschieden. Es ist wundervoll hier. Wir sind in der
Hauptstadt Brasília. Luna hat gezogen, und Toni war es, die
es auf einen Zettel geschrieben hat. Es ist zwar unglaublich
heiß hier, aber es ist krass den Unterscheid zu Deutschland
zu sehen. Alles ist anders. Die Kultur, die Menschen, deren
Lebensweise. Die Armutsrate scheint mir hier viel höher als
in Deutschland, und wir haben in den 5 Tagen in denen wir
hier sind schon viel gemacht. Wir haben den Nationalpark
Chapada Diamantina besucht. DAS war Natur. Ich glaube
ich habe mich in Brasilien verliebt. Morgen geht es noch
nach Rio de Janeiro, und dann ziehen wir weiter!
07.08.2022
~Toni
Heute waren wir, so wie Lay gestern schon erzählt hat in
Rio de Janeiro. Wir sind den ganzen Tag durch die Stadt
geschlendert und haben ein wenig geshoppt. Natürlich so
das das Geld nicht zu sehr drunter leidet ;). Wir haben ein
paar Mitbringsel für unsere Familien gekauft und jap. Ich
gehe jetzt auch schlafen, denn morgen geht unser Flug
nach Thailand. Auch hier hat wieder Luna gezogen. Wir
werden nach Phuket zu Lays Onkel fliegen. Sie hat auch
schon einen Plan wies dann weiter geht. Sie will uns aber
nichts verraten. Vielleicht krieg ich noch was aus ihr raus.
Aber so wie ich sie kenne nicht. Hmpf!
[...]
Auszug aus "Schiefgelaufen"
Leon Abel, 12 Jahre
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