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Projektdaten:

  • Titel: Lost places Oranienburg
  • Bündnispartner 1: Torhorst-Gesamtschule, Walther-Bothe-Str. 30, 16515 Oranienburg
  • Bündnispartner 2: Stadtbibliothek, Schlossplatz 2, 16515 Oranienburg
  • Bündnispartner 3: Friedrich-Bödecker-Kreis im Land Brandenburg e.V. , Fliederweg 1 e, 15344 Strausberg
  • Autorenpate: Johannes Groschupf
  • Zeitraum: 01.06.2018 - 15.12.2018
  • Format: Modul 2 (halbjährig)
  • Ort: Oranienburg
  • Bundesland: Brandenburg
 

Downloads und Presselinks zur Autorenpatenschaft Nr. 43


Über nachfolgende Links können Sie sich Pressemitteilungen anschauen und das Buch mit den Projektergebnissen nach Fertigstellung als PDF runterladen. Zur Ansicht wird ein PDF Reader benötigt.

Presse

Download des Buchs (PDF)

Autorenpatenschaft Nr. 43

Cover der Autorenpatenschaft Nr. 43

 

Projektbeschreibung

Wir erforschen verlorene und gefundene Orte des Lebens und Schreibens. Die Autorenpatenschaft soll den teilnehmenden Jugendlichen ermöglichen, über einen längeren Zeitraum hinweg verschiedene Zugänge zum Schreiben zu erforschen und auszuprobieren. Dabei gehen wir von den lokalen und sozialen Milieus der Umgebung aus: Orte der Kindheit und der Jugend, eigene Räume, Atmosphären von Schauer und Erwartung, Orte der Begegnung und des Rückzugs. Orte des Übergangs und Momente der Verwandlung.

Im Vordergrund der Autorenpatenschaft wird die Freude am sprachlichen Ausdruck stehen. Die Jugendlichen entdecken, dass sie längst schreiben – und dass sie schreiben können. Wir beginnen mit niederschwelligen Schreibspielen, Collagen, Nonsensspielen, Schreiben in Rollen. Den Jugendlichen ist es stets freigestellt, ob sie vorlesen möchten, was sie geschrieben haben. (Erfahrungsgemäß benötigt es eine gewisse Sicherheit in der Gruppe, ehe die eigenen Texte vorgelesen werden.)

Zudem probieren wir den Übergang vom mündlichen zum schriftlichen Erzählen, von der WhatsApp-Mitteilung zum längeren Brief. Teil der jeweiligen Treffen wird auch die Erfahrung sein, dass die Jugendlichen Texte vorgelesen bekommen: Märchen, Short Storys von Isaac Singer u. a.

 

Bilder

Fotos: Pauline Klein
 

Texte der Autorenpatenschaft Nr. 43


Das sprechende Krankenhaus

Ich bin ein ziemlich altes Haus,
um genau zu sein: ein Krankenhaus.
Früher hatte ich mal eine schöne Farbe,
heute ist die Fassade eine Narbe.
Ich helfe Menschen, obwohl ich nichts tue
und in mir trag ich viele Schuhe.
Besucher malen mich gern an,
während ich zerfallen kann.
Ich kann mich nicht beschwern,
Viele Leute haben mich gern.

Max, 14


Gewaltvolle Trauer

Tränen liefen meine Wangen hinab. Ich krallte mich an meinen Haaren fest und sah nach unten zu meinen Schuhen. Ich hatte Angst, einfach nur Angst, alles wieder zu verlieren. Wieso müssen wir Menschen nur so grausam sein? Warum verletzen wir die, die wir am meisten lieben, und warum verletzen wir uns selbst? Eine Frage, für die es viel zu viele Antworten gibt. Aus meiner Trauer wurde Wut, da ich es hasste, traurig zu sein, und ich schlug auf den Tisch vor mir. Wutentbrannt stand ich auf und drehte mich im Kreis. Der Schmerz machte sich langsam bemerkbar, und ich spürte, wie rot ich wurde.
Schon wieder weinte ich. Die Stimmung war wie auf einer stürmischen Bootsfahrt. Mit einer Mischung aus Wut und Trauer schlug ich zwei weitere Male auf den Tisch. Meine Hand tat weh, war rot und sie kribbelte seltsam. Ich wischte mir die Tränen aus dem Gesicht und versuchte zu lächeln. Es gelang mir zu lächeln, meine Mundwinkel zuckten. Dann bahnte sich eine weitere Träne ihren Weg. Ich ließ mich auf mein Bett fallen und schlug auf die Matratze und atmete angestrengt ein und aus.
Langsam beruhigte ich mich wieder. Ich strich meine Haare glatt, richtete meine Klamotten und ging mit einem leichten Grinsen zurück zu den anderen im Wissen, unerwünscht zu sein.

Helena, 15


Das Gefühl am Leben zu sein

Ich zitterte leicht, doch fasste dann die Klinge entschlossen und legte sie langsam auf meiner Haut ab. Da kamen sie wieder, die Angst und die Unsicherheit, ob ich das Richtige tat. ‘Nur ein kleiner Kratzer‘, dachte ich und sammelte all meinen Mut, um nun mit Wucht die scharfe Anspitzerklinge durch meine noch so unberührt aussehende Haut zu ziehen. Es fing langsam an zu bluten, und fasziniert sah ich auf das Blut, das meinen Arm herunterlief. Ich dachte, es würde schmerzhaft werden, doch es tat weder weh noch hatte ich das Gefühl von Trauer in mir, was mich schon so lange quälte. Sie war verschwunden, nur für diesen Moment waren all meine negativen Gefühle, von denen ich geplagt wurde und die mir jegliche Lebenslust entzogen, wie vom Erdboden verschluckt. Doch schon nach kurzer Zeit kamen diese Gefühle wieder, und mich quälte erneut diese Unsicherheit, die stetig steigende Angst und meine doch so verhasste Trauer. Ich entschloss mich nun nochmal die Klinge über meine Haut fahren zu lassen und dieses Gefühl von Schwerelosigkeit, was ich so eben gespürt habe, erneut aufleben zu lassen. Diesmal wurde die Wunde größer und tiefer als die zuvor. Ein kalter Schauer zog kurz über meinen Rücken, in dem ein Hauch von Schmerz angedeutet war, der sofort wieder überdeckt wurde vom Gefühl der Freiheit, dem Gefühl am Leben zu sein, für etwas Wichtiges da zu sein und nicht nur einfach so zu leben, als wäre ich ein Schatten meiner selbst. Diese kleine Klinge, die ich mit einer Schere aus meinen Anspitzer geholt hatte, gab mir ein besseres Gefühl als alles, was meine Freunde jemals probiert hatten, um mich zum Lächeln zu bringen.

Ich hörte, wie sich ein Schlüssel im Türschloss umdrehte, und sofort sprang ich auf. Angst stieg in mir hoch und ich sah auf meinem Arm, an dem immer noch das Blut herunterfloss, aber nun nicht mehr so stark wie zuvor. Ich rannte ganz schnell in unser Badezimmer und schloss die Tür hinter mir ab. „Na mein Schatz, ich bin zu Hause“, rief mir meine Mutter aus dem Flur zu. „Hallo Ma, ich komme gleich und sage dir ordentlich guten Tag“, rief ich anscheinend etwas zu panisch, denn kurz nachdem ich es rief, klopfte meine Mutter an der Badezimmertür und fragte, ob alles gut sei. „Ja, alles schick“, erwiderte ich und versuchte meine Angst zu verstecken. „Okay, falls doch was sein sollte, ruf mich einfach“, sagte sie mit Sorge in der Stimme. „Mach ich, danke dir, Mama“, meinte ich nun etwas ruhiger. Ich drehte mich Richtung Waschbecken und ließ das Wasser laufen. Meinen Arm hielt ich unter das eiskalte Wasser, um die Blutung zu stoppen, was auch relativ gut funktionierte. Nachdem es aufhörte, lief ich zu unserem Hängeschrank, in dem wir Tabletten, Pflaster und Verbände haben. Ich nahm mir einen Verband und legte ihn um meine Wunden. Ich zog den Pulloverärmel über meine Arme, so dass man den Verband nicht mehr sah. Daraufhin ging ich endlich zu meiner Mutter und begrüßte sie ordentlich.

Jasmin, 15


Mein Leben und die Liebe

Ich bin 14 Jahre alt, in der 9. Klasse und verliebt.

Es war ein normaler Schultag. Ich kam aus dem Schulgebäude. Ich wollte nach Hause, und da sah ich meinen Nachbarn Tim in einer Gruppe auf der Tischtennisplatte sitzen und in der Gruppe war ein Mädchen, das ich schon länger liebe. Sie hat wunderschöne blaue Augen und dunkelbraune bis schwarze Haare.
Ich hielt an, um meinen Nachbarn Hallo zu sagen, und er fragte mich, ob ich nicht bisschen dableiben würde.
„Na klar wieso nicht“, sagte ich und saß dort mit den anderen: Emy, Sammy, Tim, Kimi, Justin, Fabi, Amy und mir René. Wir haben geredet ohne Ende. Es war aber alles spannend zu hören. Ich habe mich gleich am ersten Tag um Leute aus der Gruppe gekümmert. Ihre Probleme waren meine, und wenn ich ein Problem hatte, kümmerten sich die anderen um mich. Ich war froh, dass alle so gut mit mir klarkamen und keiner ein Problem mit mir hatte.
Draußen zu sein, das hieß aber auch: Ich sehe Kimi immer wieder, also immer mehr Schmerz im Herzen, denn sie wusste natürlich nicht, dass ich sie liebe. Ich biss meine Zähne zusammen und sagte ihr eines Tages, dass ich sie liebe. Ich dachte, sie würde mich dafür ignorieren und mich nicht mehr beachten, aber im Gegenteil! Sie meinte, dass sie es nicht schlimm findet, und nahm mich in den Arm. Sie meinte, dass sie mich auch mag, und nicht nur das.
Ich bin vor Freude fast ausgeflippt. Wir alle haben uns natürlich am nächsten Tag wieder getroffen, aber dieser eine Tag hat alles verändert.
Kimi hat mir bald darauf gesagt, dass ich nicht der einzige bin, der von ihr geliebt wird. Da bin ich ausgerastet und habe vor Wut auf alles eingeschlagen, aber nicht auf die anderen, sondern gegen eine Gebäudewand, gegen Laternen und andere Sachen. Keiner konnte mich beruhigen. Die anderen meinten jedes Mal, dass ALLES GUT WIRD. Die drei Wörter hasse ich seitdem abgrundtief.
Emy wollte mir erklären, dass man mehrere Menschen gleichzeitig lieben oder für sie Gefühle haben kann. Aber nur eine Person konnte mir wirklich helfen. Das war Amy, meine beste Freundin. Wir wurden sogar so gute Freunde, dass wir uns als Geschwister sehen. Nach einiger Zeit hat sich dann aber die Stimmung beruhigt. Wie es weitergeht mit Kimi, weiß ich nicht, doch ich werde es herausfinden.
Das ist mein Leben bisher.

Fortsetzung folgt...

Rene-Daniel, 14

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