Geht’s noch?
Projektdaten:
- Titel: Geht's noch?
- Bündnispartner 1: Kulturbetrieb der Stadt Aachen, Museumsdienst, Johannes Paul II.-Straße 1, 52062 Aachen
- Bündnispartner 2: Stadtbibliothek Aachen, Leitung Kinder- und Jugendbibliothek, Couvenstraße 15, 52062 Aachen
- Bündnispartner 3: Friedrich-Bödecker-Kreis in Nordrhein-Westfalen e.V., Wülfrather Straße 2, 42579 Heiligenhaus
- Autorenpatin: Sabine Blazy ist freiberufliche Autorin, Historikerin, Kunsthistorikerin, Anglistin und pädagogische Kunsttherapeutin aus Aachen. Sie leitet Schreibwerkstätten, Workshops und Projekte im Bereich Kunst und Literatur, auch unter Einbezug digitaler Medien u. a. in Bibliotheken, Schulen, Museen, Archiven, Kinder- und Jugendtreffs, Vereinen und ist Mentorin im Rahmen des Bödecker-Stipendiums NRW.
- Zeitraum: 01.01.2024 - 31.12.2024
- Format: Modul 1 (ganzjährig)
- Ort: Aachen
- Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Downloads und Presselinks zur Autorenpatenschaft
Über nachfolgende Links können Sie sich Pressemitteilungen anschauen und das Buch mit den Projektergebnissen nach Fertigstellung als PDF runterladen. Zur Ansicht wird ein PDF Reader benötigt.
Download des Buchs (PDF)
Projektbeschreibung
Geht's noch? So mehrdeutig die Frage ist, so vielfältig können die Texte sein. Schreib deine eigene Sicht der Dinge, egal ob als Geschichte, Essay, Wortspielerei - auch in anderen Sprachen - oder als Gedicht. Was beschäftigt dich? Wie sollte eine gerechte Welt aussehen? Kann man das überhaupt beeinflussen? Hier wird mit verschiedenen erzählerischen und künstlerischen Formen experimentiert und Sprache und Kunst als Mittel entdeckt, sich auszudrücken. An einzelnen Werkstatttagen werden auch digitale Medien genutzt, um an Comics und Kurzfilmen zu arbeiten.
Der Schwerpunkt ist das Schreiben. Aber es soll vermittelt werden, dass es auch andere künstlerische Ausdrucksformen gibt, mit denen erzählt werden kann. Digitale Medien, iPad, Smartphone können so aktiv genutzt werden und nicht nur konsumierend.
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Texte der Autorenpatenschaft
Wald der Angst
Mitten tief im dunklen Walde.
Dichte Blätter lassen nur wenig Sonne durch.
Dunkle Zweige der Trauer wiegen im Winde,
wachsen an dicken knorrigen Stämmen der Furcht,
die unter dem moosbedeckten hügeligen Boden wurzeln,
tief in die dunkle feuchte Erde hinein.
Umringt von dunkler kühler Luft,
man kann den Regen schon riechen.
Das Knacken der Zweige zu hören ganz klar,
zwischen dem leisen Rauschen der Blätter.
Der Boden modrig und feucht,
gibt nach schon unter leichtem Gewicht.
Einsacken, wegsacken. Die Angst vergessen,
die Trauer wird gefressen.
Sinkt und sinkt unter der schweren Erde,
bis schließlich gänzlich vergraben.
Lilli, 18 Jahre
Die Welt in 30 Jahren
Von meinem Platz im Himmel blicke ich hinab auf den Planeten Erde. Hier habe ich alles im Blick, heute Morgen verstarb das letzte Exemplar der Spezies Homo Sapiens Sapiens, endlich. Viele sagten, ich würde in die Hölle kommen, doch von hier oben ist es viel lustiger, die Menschen bei ihrer Selbstzerstörung zu beobachten. Ich weiß, dass es fies ist, aber dennoch enorm spannend. Ich hatte vorher keine Ahnung, zu was mickrige Wissenschaftler fähig sind. Wer hätte ahnen können, dass diese Spezies, die für so viel Vernichtung verantwortlich ist, lange ausgestorbene Spezies mit Genetik zum Leben erwecken konnte. Die ersten Urzeittiere waren noch etwas Besonderes, aber nach Mammuts und Säbelzahntigern verloren die Schaulustigen Hemmung und Respekt.
Erstaunlich ist jedoch, wer so genial in Sachen Selbstvernichtung und Umweltzerstörung zu sein scheint, hat es letztendlich geschafft, den Prozess der Natur zu überlisten und etwas aus dem Nichts zu erschaffen. Mir steht es nicht zu, Mutter Naturs Entscheidungen zu hinterfragen, aber die vollständige und endgültige Auslöschung einer Spezies erscheint mir in diesem Fall durchaus angebracht. Durch des Menschen Hand starben so viele Tierarten aus, die durch ihn ausgelösten Umweltkatastrophen kosteten genauso vielen das Leben. Und siehe da, es braucht keine Menschen, die meinen, sie ständen an der Spitze der Nahrungskette, die meinen, sie könnten sich alles nehmen, was sie wollen. Siehe da, Tiere können auch ohne Zäune leben, ohne Menschen, die sich für sie verantwortlich machen, denn diese vermeintliche Fürsorge gleicht eher von Menschen erwünschter Kontrolle.
So verführerisch Digitalisierung am Anfang auch klang, schlussendlich war es wie immer die Selbstüberschätzung, die den Menschen in seinen Ruin trieb. Ich leide selbstverständlich nicht an so etwas Plumpem wie Größenwahn und algorithmische Systeme sowie technologischer Fortschritt waren mir schon immer suspekt. Mein Aufenthalt hier oben begann im Mittelalter allmählich spannend zu werden. Bereits zu Zeiten der Hexenverbrennung waren Menschen Meister der Zerstörung vom Eigentum anderer, mit der Zeit wurde das größte Opfer die Natur selbst. Die, die für unser Sein verantwortlich ist, galt es zu zerstören.
Nun, ich duldete dies schon viel zu lange. Ich finde, es ist Zeit für Veränderung. Wie idyllisch der blaue Planet doch ohne Menschen ist. Die anderen Lebewesen haben es nicht verdient von diesen Schandflecken von Wolkenkratzern umgeben zu sein. Es wird Zeit für etwas Neues.
Ich habe alle Möglichkeiten der Veränderung offen und werde dafür sorgen, dass eine solche Lebensform nie wieder auf Erden wandeln und ihr Unwesen treiben wird.
Linnea, 14 Jahre
Zweiter Stock
Weißt du noch? Weißt du noch damals? Erinnerst du dich an den Regen und wie er langsam unsere Körper hinunter tropfte? Wir waren anders. Der Regen war uns egal. Uns war alles egal, denn wir hatten uns. Du redetest davon, wie ich dein Leben rettete. Ich sei die schönste Blondine, die du jemals trafst. Ich sah es als ein Kompliment, obwohl ich mir zu dem Zeitpunkt nicht sicher war. Jetzt bin ich es. Ich habe von deiner neuen Freundin gehört. Sie ist blond, nicht wahr? Ich wusste, dass ich nicht mehr die schönste für dich war, aber dass ich ein Niemand für dich sein würde, war mir nicht bewusst.
Ja, es war meine Schuld. Ich brachte sie mit in den zweiten Stock deiner wunderschönen Altbauwohnung. Die Treppen mit ihr hochzulaufen, fühlte sich an wie Krieg. Ich hasste die Treppen schon, als ich sie das erste Mal hochlief. Sie waren mir zu anstrengend. Ich bin ein Niemand mehr für dich, das weiß ich jetzt. Auch wenn ich es nicht zugeben will, das hat mich verletzt. Ich vermisse dich, ich vermisse uns und das, was wir mal waren. Ich denke heimlich immer noch an dich. Manchmal in der Nacht rieche in an deinem Hoodie und stelle mir vor, es wären deine Umarmungen.
Erinnerst du dich noch? Ich weinend in deinen Armen. Du warst so unschuldig, kanntest sie noch nicht. Ich sollte für immer deine Lieblingsblondine bleiben. Ich war jeden Tag bei dir, jeden Tag im zweiten Stock, die ganzen Treppen. Ich fing an, es zu mögen, auf denStufen freute ich mich immer, gleich bei dir sein zu können. Ob ich eine Ahnung habe, wie es dazu kam, dass ich diese Treppen eines Tages nie wieder hochlaufen würde? Nein, habe ich nicht. Die Zeit ist vergangen und es ist Fluch und Segen, was sie uns alles nimmt.
Leider hat sie mir dich genommen.
Ich habe gehört, du sollst umgezogen sein. Es hat einen Aufzug, das neue Haus. Verzeih mir. Verzeih mir, dass ich niemals mit ihm in den zweiten Stock fahren werde.
Ina, 13 Jahre
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