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Projektdaten:

  • Titel: Nicht wie ihr mich wollt
  • Bündnispartner 1: St. Vinzenz e.V., Imbuschplatz 11, 44787 Bochum
  • Bündnispartner 2: Literarische Gesellschaft Bochum, Germanistisches Institut der Ruhr-Universität Bochum, Universitätsstraße 150, 44780 Bochum
  • Bündnispartner 3: Friedrich-Bödecker-Kreis NRW e.V., Wülfrather Str. 2., 42579 Heiligenhaus
  • Autorenpatin: Sarah Meyer-Dietrich lebt und arbeitet als freie Autorin im Ruhrgebiet. Neben diversen Erzählungen, Essays und Blogbeiträgen erschienen von ihr bisher zwei Romane: „Immer muss man mit Stellwerksbränden, Streiks und Tagebrüchen rechnen“ (2016) und „Ruhrpottkind“ (2017). Der dritte Roman ist in Arbeit. In Schreibworkshops unterstützt die Autorin seit 2012 Kinder, Jugendliche und Erwachsene, eigene Texte zu schreiben.
  • Zeitraum: 01.03.2021 - 31.08.2021
  • Format: Modul 2 (halbjährig)
  • Ort: Bochum
  • Bundesland: Nordrhein-Westfalen
 

Downloads und Presselinks zur Autorenpatenschaft Nr. 273


Über nachfolgende Links können Sie sich Pressemitteilungen anschauen und das Buch mit den Projektergebnissen nach Fertigstellung als PDF runterladen. Zur Ansicht wird ein PDF Reader benötigt.

Download des Buchs (PDF)

Autorenpatenschaft Nr. 273

Cover der Autorenpatenschaft Nr. 273

 

Projektbeschreibung

Im Gedicht „My own song“ setzte sich Ernst Jandl mit nur wenigen verschiedenen Worten in immer neuen Zusammensetzungen facettenreich und eindrucksvoll mit einer wichtigen Frage der eigenen Identität auseinander. Nämlich der, ob man sein will, wie andere einen wollen. Der Ankündung „Ich will nicht sein/ so wie ihr mich wollt“ zu Beginn des Gedichts setzt er am Ende ein schlichtes, klares „Ich will sein“ entgegen. Wir greifen im Workshop diese und andere Fragen, die die eigene Identität betreffen, auf. Wer bin ich? Wie bin ich der- oder diejenige geworden? Wer war ich? Und wer will ich sein? Die Teilnehmer*innen sollen damit in erster Linie dazu angeregt werden, über ihre eigenen – oft nicht gerade einfachen – Biografien zu schreiben. Wahlweise können sie diesen Fragen aber natürlich auch in fiktiven Geschichten mit erfundenen Charakteren nachspüren. Dabei können Erzählungen, Gedichte, Gedankenfetzen, Briefe, Dialoge entstehen, die sich allesamt um das eigenen Ich drehen – um die eigene Identität, die oft so schwer in Worte zu fassen ist.

 

Bilder

Für diese Autorenpatenschaft liegt uns leider kein digitales Bildmaterial vor. Schauen Sie doch mal in das entstandene Buch!

 

Texte der Autorenpatenschaft Nr. 273


Gefühle

Ich mag es nicht,
meine Gefühle aufzuschreiben.
Ich pack sie lieber in einen dunklen Raum
und verschließe die Tür.

Abeje, 16, Deutschland


Schreiben

Mir fällt nichts ein.
Ich habe gefühlt ewig nichts mehr geschrieben.
Mein Kopf ist, bis auf diese Gedanken, die ich hier aufschreibe, total leer.
Manchmal kommt es vor, dass ich motiviert bin, etwas Kreatives zu machen. Aber wenn ich dann anfangen will, weiß ich nicht, was ich eigentlich tun soll.

Niklas, 16, Bochum


Nicht wie ihr mich wollt

Ich bin nicht, wie ihr mich wollt. Nicht die perfekte Tochter, Enkelin, Schwester oder Freundin. Ich hab kein Abitur und keine guten Noten. Ich bin nicht einfach. Ich habe viele Probleme und bin psychisch krank. Ich habe Panikattacken, Wutausbrüche, Nervenzusammenbrüche.
Ihr versteht nicht, dass ich nicht deshalb die Schule schwänze, weil ich keinen Bock habe, sondern weil ich nicht anders kann.
Ihr versteht nicht, dass ich es nicht mit Absicht mache und nichts dafür kann, dass ich bin, wie ich bin. Ich bin schwierig, das weiß ich, aber für meine Krankheiten könnt ihr mir nicht die Schuld geben. Ich will auch nicht so sein und tausend Therapien machen, Medikamente nehmen oder in eine Klinik gehen, aber daran denkt ihr nicht. Es ist schwer für euch, das auszuhalten, aber ihr wisst nicht, wie schwer es für mich ist. Damit zu leben, wie ich bin, mit den Gedanken, die ich habe, und ständig eine schwarze Brille vor den Augen zu haben. Ihr wollt, dass ich mein Leben in den Griff kriege und endlich in das Berufsleben starte, aber ihr checkt nicht, dass es nicht geht. Und, nein, ich kann nicht sagen, wann es gehen wird, ich weiß es nicht. Ihr habt langsam die Nase voll von alldem, aber ich auch, und ich kann es nicht so einfach stoppen, wie ihr denkt. Ich möchte auch gerne ein normales Leben führen. Mit Abitur, Studium. Möchte das tun, was ich will, aber es geht nicht.
Nur weil ich jetzt 18 bin, heißt es nicht, dass jetzt alles anders ist, und nur weil ich jetzt in einem Alter bin, wo es normal wäre, in das Berufsleben einzusteigen, heißt es nicht, dass es jetzt plötzlich geht. Wenn ihr wieder einmal von mir fordert, dass ich sein soll, wie ihr mich wollt, dann denkt daran, dass das nicht so einfach ist.

Emilia Greb, 18, Bochum


Nicht wie ihr mich wollt

Ich war nie so, wie ihr mich haben wolltet. Dann habt ihr angefangen, mich zu mobben. Damit habt ihr so viel in mir kaputtgemacht. Aber das war euch egal. Ihr habt nur an euch gedacht.
Ihr habt mein Leben kaputtgemacht.
Ich habe meine Schule verkackt. Wegen euch hasse ich alle Menschen und kann keinem mehr vertrauen. Ich suche in jedem Menschen einen schlechten Menschen. Wegen euch bin ich in ein Loch gefallen. Bis heute leide ich und habe Angst, dass es mir wieder passiert.
Ich habe euch so vertraut. Und ihr habt es kaputtgemacht. Ich war immer für euch da, egal was war, ich war für euch da. Und wenn ich euch gebraucht habe, hattet ihr keine Zeit. Das tut weh.
Ich hoffe, ihr trefft euch einmal selber und seht, wie ihr seid. Und dass es wehtut.

Michelle, 16, Bochum

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